Ist unabsichtlich, wenn es an Masaru erinnert. Aber okay, hier erst mal wieder ein Stück ^.~
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„Später“, erwiderte er nur und lächelte es noch einmal an, ehe er sich wieder aufrichtete und weiterging.
„Ich hab aber jetzt Hunger“, nörgelte der Drache weiter.
„Da kann ich nichts machen.“
„Das ist gemein.“ Dracomons Stimme klang wie die eines kleinen Kindes.
„Im Moment kann ich nichts machen“, wiederholte Denrei nur und zuckte mit den Schultern. „In ein oder zwei Stunden können wir zu mir nach Hause, da kann ich dir etwas zu essen machen, okay?“
Daraufhin blieb das Digimon stehen. „Das ist zu spät!“, rief es und wandte ihm den Rücken zu. „Dann besorge ich mir eben selbst etwas.“ Mit diesen Worten watschelte es los, mit einer Geschwindigkeit, die Denrei ihm gar nicht zugetraut hatte.
Er brauchte etwas, bis er schaltete. Wahrscheinlich war er einfach zu erschöpft, um klar zu denken. „Warte!“, rief er dann auf einmal, doch Dracomon war bereits hinter der nächsten Ecke verschwunden. „Mist“, fluchte er und setzte dem Digimon nach. Was würde geschehen, wenn es auf irgendwelche Menschen treffen würde? Das dürfte nicht passieren, sonst würde es am Ende noch von der Polizei oder dem Militär gefangen genommen. „Dracomon!“ Er bog um die Ecke, hinter der es verschwunden war, doch auch in der Gasse, in der er nun stand, war es nicht zu sehen.
Er wandte sich um. Es konnte nicht einfach verschwunden sein, oder? Eigentlich war es ja auch einfach so erschienen… Aber das konnte nicht sein! Es durfte nicht sein!
„Dracomon!“, rief Denrei und rannte weiter. „Dracomon!“ An der nächsten Ecke bog er rein intuitiv nach rechts ab, in Richtung der Hauptstraße und des belebten Teils des westlichen Stadtteils Tokyos. Er kam wieder an eine befahrene Straße. Nach links und nach rechts schauend überlegte er, wo er nun lang laufen sollte. Vielleicht was Dracomon ja auch ganz woanders. „Verdammt“, murmelte er, fluchte schon wieder. „DRACOMON!“
Bisher hatte er die Leute an der Straße nicht beachtet, doch nun sahen sie ihn doch mit einem sehr merkwürdigen Blick an, so als wäre er verrückt. Kein Wunder, so wie er aussah. Weiter vorne an der Straße blieben auf einmal Autos stehen und hupten. Dann erklang ein Schrei.
Denrei wandte sich um. Konnte es sein? Schnell rannte er dorthin, die Angst im Bauch. Zwei junge Frauen standen dort an der Straße und starrten geschockt auf diese. Die Autos standen dort, hupten, ein Autofahrer rief was, doch bisher konnte Denrei nicht erkennen, was dort auf der Straße war.
Bitte, lass es Dracomon sein, betete er innerlich. Bitte, lass ihm nichts passiert sein.
Endlich erreichte er die Stelle und sah auf die Straße. „Dracomon“, rief er und rannte ohne nachzudenken auf die Straße, kniete sich neben den kleinen Drachen. „Was machst du denn?“
„Ich hab Hunger“, antwortete es nur trotzig, doch es zitterte. Hatte es sich gefürchtete?
„Was machst du da?“, rief nun eine der Frauen zu Denrei. „Das Tier könnte gefährlich sein.“
Oh verdammt, dachte er. Was sollte er denn jetzt sagen? Was, wenn die beiden die Polizei riefen? Das wäre nicht gut. Eine Ausrede, er brauchte eine Ausrede. „Das…“, begann er, wurde aber von einem der Autofahrer unterbrochen, der ihn anschrie:
„Geht von der Straße, Kinder, man!“
Denrei richtete sich auf. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich und schob Dracomon vor sich von der Straße auf den Bürgersteig.
Der Autofahrer antwortete nichts, sondern fuhr einfach weiter.
„Sollten wir nicht besser die Polizei anrufen?“, fragte die eine Frau die andere, als der siebzehnjährige mit dem Digimon vor ihnen stand.
„Nein!“, rief er unüberlegt aus.
„Was?“, erwiderte die andere Frau. „Es ist sicher gefährlich!“
Nun musste er sich wirklich etwas einfallen lassen. „Nein, es ist nicht gefährlich“, meinte er. „Ich meine, das ist gar kein Tier, das… Wir sind Cosplayer“, log er. „Oder habt ihr schon ein Tier gesehen, was sprechen kann?“ Er stupste Dracomon an.
„Hö?“, machte es und sah zu ihm auf.
Die Frauen lachten verlegen. „Ach so…“, murmelten sie. „Aber, wieso ist er dann auf die Straße gelaufen?“
Schon wieder eine Frage. „Ah, er kann in dem Kostüm nicht besonders gut sehen und sich bewegen…“
„Was für ein Kostüm?“, fragte Dracomon, doch Denrei warf ihm einen strengen Blick zu.
„Er ist wohl unter Schock“, meinte er. „Und… Naja, das ist mein kleiner Bruder und er dürfte um diese Zeit eigentlich nicht mehr hier sein. Deswegen wäre es schlecht, wenn ihr die Polizei ruft, versteht ihr?“
Sie nickten. „Dann solltet ihr aber jetzt besser nach Hause gehen“, meinte eine von ihnen. „Aber habt ihr gut hinbekommen, das Cosplay.“ Sie zwinkerte ihnen zu, ehe sie sich an ihre Freundin wandte. „Lass uns gehen.“
„Tschüss“, verabschiedete sich Denrei nun und ging in die andere Richtung.
„Bye bye“, rief ihnen eine der beiden hinterher.
Denrei seufzte und blieb nach einer Weile stehen. „Oh man.“ Er bückte sich wieder zu Dracomon hinab. „Bitte, bitte, mach das nicht wieder“, flüsterte er.
„Aber ich hab halt Hunger“, erwiderte sein Digimon und klang so, als wollte es sich rechtfertigen.
„Dann komm“, murmelte er. „Wir gehen zu mir nach Hause, aber eine Weile wirst du noch aushalten müssen.“ Mit der Hand strich er über Dracomons Kopf. „Ich hab mir Sorgen gemacht.“
Es sah ihn an. „Sorgen?“
„Ja, Sorgen“, erwiderte er. „Dir hätte eine Menge passieren können.“
„Was denn?“
„Ein Auto…“ Doch Denrei unterbrach sich. „Ist jetzt egal. Aber mach das nicht noch mal.“
Nun trotteten sie die Straße entlang in Richtung der Bahnstation. Die Leute sahen ihnen zwar nach, aber keiner sagte was. Zwar sah Denrei ziemlich zugerichtet aus, doch daran hätte sich auch so niemand gestört und auf Dracomon wollte entweder keiner achten oder sie erkannten es einfach als ein Cosplay, da er ja auch eines trug. Trotzdem überraschte Denrei die Problemlosigkeit mit der sie bis zur Station gelangten.
Als sie dort waren, löste er zwei Tickets und ging dann mit dem staunenden Dracomon im Gefolge in den Bahnhof hinein. Es war bei weitem nicht mehr so voll, wie am frühen Abend, jedoch herrschte immer noch ein leichtes Gedränge, aber das war ihm jetzt egal. Wo sie hier waren, wollte er einfach nach Hause.
Derweil staunte Dracomon über alles, über die Personenschranken, den gekachelten Boden, die Anzeigetafeln und auch über den Zug, als dieser einfuhr. Wer konnte es ihm verdenken? Die Welt war völlig neu für es.
Sie bekamen einen Sitzplatz, wofür Denrei dankbar war. Er war einfach nur müde. Er wollte nach Hause.