Soooo......es ist nun eine Woche her, dass ich meinen Tamers-Rundlauf beendet habe. Dann gebe ich hier auch mal meinen Senf ab und liste mein persönliches Ranking auf....
Platz 1. Tamers:
Es kann nur einen geben
....ja, auch ich liebe Adventure der Nostalgie wegen, auch wenn die Serie alles andere als frei von Fehlern ist und es natürlich die Staffel ist, mit der bei mir alles angefangen hat. Letzten Endes kann es nur, nein, es muss einfach Tamers sein! Die Staffel hat die spannendste und am besten konstruierteste Story. Die Mosaiksteinchen fügen sich zum Schluß sehr gut zusammen und die Kapitel der Story bauen wunderbar aufeinander auf, so dass auch alles größtenteils Sinn ergibt. Auch sehr schön fand ich es, wie man sich bis zum Devas-Arc mit den ersten Folgen so wunderbar Zeit gelassen hat um die Charaktere vorzustellen, sie richtig zu positionieren und auch die Welt in der sie sich bewegen anständig vorzustellen.
Die Charaktere waren ohnehin sehr gut ausgearbeitet. Mit dem Tamers-Trio hatte man drei sehr gut ausgearbeitete, interessante und vor allem auch sympathische Charaktere mit denen man sich auch gut identifizieren konnte. Takato war mir mit seiner schüchternen, eher ruhigen Art sehr wohl gesonnen. Jenrya der zu Beginn fast schon zu Cool herüberkam, war mit seinem ambivalenten Charakter um einiges tiefsinniger, als es der Anschein zunächst erweckte. Und Ruki ist wohl bis heute das wohl interessanteste und coolste Digimon-Girl aller Zeiten. Ihre langsame, aber konsequente Charakterentwicklung zum Teamplayer geschah wunderbar ruhig und auch überzeugend. Und auch die Digimonpartner der Kinder waren überaus gelungen und konnten ebenfalls echte Persönlichkeit unter Beweis stellen. Gerade Guilmon und Renamon zählen noch heute zu meinen absoluten Favs, sowohl vom optischen als auch von der Persönlichkeit her. Auch fand ich es schön wie man den restlichen Nebenfiguren, wie den Eltern der Kids oder Yamaki und dem Wild-Bunch genug Raum zur Entfaltung gab und sie dabei sinnvoll in den Kontext der Geschichte einarbeitete.
Die Animationen sind auch heute noch, wie ich kürzlich, HD sei Dank, feststellen durfte, absolut gelungen und auf der Höhe der Zeit. Gerade zum stellenweise hässlichem 02 bildeten diese eine sehr angenehme Abwechslung. Ob die Evos, das Charakterdesign oder die Hintergründe: So gut wie alles stimmte und gerade als es in die Digi-Welt ging, bekam einige wirklich schöne und abwechslungsreiche Settings geboten. Eines der Dinge die mir ohnehin an dieser Staffel am besten gefiel, waren die abwechslungsreichen Schauplätze und dass diese wirklich gut zur Geltung kamen. Sowohl das Tokyo der realen Welt, wie auch die Digiwelt. Alles war sehr detailverliebt gestaltet und gerade die Szenen in der realen Welt vermittelten einem oft das Gefühl von Behaglichkeit. Die Kampf-Animationen konnten, gerade zu Anfang, ebenfalls gut überzeugen und waren speziell im Vergleich zu den ersten beiden Staffeln abwechslungsreich und knallig gestaltet. Vor allem die Kämpfe von Renamon.
Eines der besten Dinge an Tamers war auch, aus meiner Sicht, dass diese Staffel sehr erwachsen und reif rüberkam. Hier wurde teils kompromisslos gestorben, es wurde sich sehr um Realismus bemüht, man bekam auch mal komplizierte aber dennoch schlüssige Erklärungen zu gewissen Vorgängen in der Digiwelt geboten und gerade dass D-Reaper Szenario zum Ende hin mit Tokyo im Ausnahmezustand war äußerst düster. All diese Faktoren sorgten dafür, dass Tamers auch zur intelligentesten und vielschichtigsten Staffel im Digimon-Universum wurde, dazu noch mit jeder Menge Interpretationsfreiraum. Für mich war diese damit Staffel quasi das FSK-6-Anime Äquivalent zu The Matrix.
Kritikpunkte gibt es aber auch ein Paar: So ist die Story trotz ihrer Stringenz, leider nicht frei von einzelnen Logikmacken oder Schlaglöchern in der Erzählweise. So wurden einige wichtige Dinge leider nicht ausführlich genug erklärt oder man hat es dem Zuschauer selbst überlassen, sich einen Reim daraus zu bilden (z.B: was war wirklich Shibumis Geschichte? Wie konnte er all die Jahre im Koma liegen und dabei trotzdem in Tokyo auftauchen? Wie kam Impmon zu Ai und Makoto? Wieso haben die übrigen Souveränen nicht schon früher eingegriffen, als Zukkiaomon die reale Welt bedrohte und die Deva auf die Menschen hetzte? Wie genau konnten die Souveränen die Tamer zur Tamer-Matrix Evo verhelfen?) Es sind zwar nur Detailfragen, doch Sie sind dennoch wichtig aus meiner Sicht.
Dann hat mich gerade in der zweiten Hälfte, der eine oder andere Nebencharakter ziemlich gestört. Stichwort: Hirokazu und Kenta. Die zwei waren für mich nicht viel mehr als Comic-Reliefs ohne viel Sinn und Verstand. Auch Ryou hat mich etwas gestört. Er war für die Story nicht wirklich wichtig, kam mit seinem Gehabe zu gelackt rüber und war in der Serie auch nichtmal besonders gut ausgearbeitet (auch hier: Was war mit seiner Familie? Wie hat er Cyberdramon kennengelernt? Und vor allem: Wieso konnte er auf einmal auch die Tamer-Matrix-Digitation ausführen) Gerade in dieser Phase hätte ich gerne etwas mehr Interaktion zwischen dem Kern-Trio: Takato, Ruki und Jenrya gesehen. Gerade das Verhältnis der Jungs zu dem Mädchen hätte etwas mehr Raum vertragen können. So fehlte auch hier stellenweise das Herz und die Emotionen, die gerade in Adventures gut rübergebracht wurden.
Nichts destotrotz bleibt Tamers im meinem Ranking glasklar auf Platz 1!
Platz 2: Adventure
Jaja, der Klassiker
...Lassen wir die Nostalgie mal außen vor...man muss anerkennen, dass dafür das Adventure eigentlich nur als weitere Profitquelle im Windschatten der Tamagochis dienen sollte, man erstaunlich viel aus der Serie herausgeholt hat. Zwar erreichte die Story in ihrer Detailtiefe nie ganz die Dimensionen von Tamers, doch der Ansatz mit der Digitalen Welt und den in ihr lebenden Digimon wurde dennoch, sehr gut rübergebracht. Auch wenn nach Adventure viele Fragen offen blieben (die leider auch nicht von 02 ausreichend beantwortet werden konnten, eher im Gegenteil) bot das Szenario einiges an Faszination. Die Digiwelt wurde äußerst fantasi- und liebevoll gestaltet. Die abwechslungsreichen Settings konnten so einiges bieten und vor allem das Konzept mit den Digimon als homogen-lebende, intelligente Spezies die sogar sprechen konnte, hatte Pokemon-sei-Dank, etwas sehr erfrischendes in sich.
Die Story an sich war zwar wenig speziell, wurde in ihrer Konsequenz aber sehr gut umgesetzt. 7 Kids die ohne Vorwarnung und Vorbereitung in eine fremde und gefährliche Welt befördert werden und nicht nur ums Überleben, sondern auch mit der Verantwortung kämpfen müssen, dass das Schicksal jener und der Welt aus der sie ursprünglich kommen in ihren Händen liegt....das war mal wirklich was epischen und bot sehr viel Dramatik und Spannung. Endlich stand mal nicht irgendwelches Spielzeug- oder Merchandise-Kram im Vordergrund, nein, es ging auch um ernste Themen wie Tod, Freundschaft, Egoismus, Loyalität, Mut und Willenskraft. Auch wenn es angesichts des Alters der Protagonisten wirklich etwas unrealistisch rüberkam, doch gerade die moralischen und psychologischen Kämpfe, die diese auszufechten hatten, machten den Reiz der Serie aus. Das menschliche Drama welches sich um das Zusammenwachsen zu einem Team drehte, in dem alle gleich gut funktionieren, wurde aus meiner Sicht stark und mitreißend umgesetzt.
Gerade durch solche umstrittenen Charaktere wie Yamato oder Mimi konnte man genug Zündstoff in das Ganze hineinbringen, so dass vor allem der Dark Masters Arc mit seiner teils fast schon brutalen Konsequenz und der düsteren Atmosphäre, der für mich beste Teil des Animes darstellt. Obwohl der Real-World-Arc auch gar nicht mal schlecht war.
Viele der Kritikpunkte für Adventure sind ja bereits bekannt: Eine starke Arc-Zentrierung, wenig überzeugende Motivation der Schurken, eine ungleichmäßige Verteilung der Charakter-Interaktion. All diese Punkte kann ich eig. nur unterstützen. Gerade was letzteres angeht: So sehr ich Taichi mochte, so gut er ausgearbeitet und so ausgeglichen und sympathisch er war...letzten Endes stand er ZU sehr im Vordergrund, so dass die anderen Digi-Ritter deutlich unter seiner Präsenz leiden mussten. Sora z.B. war ein äußerst interessanter Charakter und nach Riku das wohl coolste Digimon-Girl bislang. Nur leider konnte Sie sehr wenig Akzente innerhalb der Serie setzen. Selbst Yamato als das wohl ambivalenteste der Kinder fällt ab einem gewissen Punkt der Serie zu sehr ab....Seine vielen Ecken und Kanten werden über einen sehr langen Zeitraum stark vernachlässigt und er tritt gerade im Mittelteil ganz schön in den Hintergrund, ehe man sich während des Dark-Masters-Arc scheinbar wieder entsinnt hat, was für einen interessanten Charakter hier vorhanden ist und man mit seiner Figur wieder auf Full-Speed ging, nur um ihn dann wieder für einige Folgen verschwinden zu lassen.
Gerne hätte es auch mehr Interaktion unter den Digirittern geben können, nicht immer nur über Tai. Wieso auch mal nicht die Konstellationen Sora x Yamato, Koushiro x Yamato, Mimi x TK, TK x Koushiro, Sora x Koushiro etc. bringen?
Dafür muss ich sagen, dass mir die Digi-Partner der Kinder sehr zusagen konnten. Jedes von Ihnen hatte letzlich doch eine eigene Persönlichkeit und eigene individuelle Charakterzüge, so dass man sie alle schnell ins Herz schließen konnte. Doch auch bei den Digimon kam die gegenseitige Interaktion, die Eigeninitiative und das Setzen eigener Akzente viel zu kurz. So dienten sie ab einem gewissen Punkt leider nur zum Kämpfen oder als Stichwortgeber. Und einige hätte ich sehr gerne mehr im Vordergrund gesehen (z.B. Gabumon oder Gatomon)
Ich gebe auch zu, dass die Story an sich ebenfalls nicht von Einfallsreichtum und Originalität sprüht. Im Grunde ließ man die Kids und ihre Digimon einfach nur gegen immer stärker werdende Boss-Gegner antreten und so war der einzige rote Faden in der Geschichte der, dass die Digi-Ritter lediglich ihre Digimon zu stärkeren Digitationen bewegen mussten. Die Bösewichte an sich waren auch ein 50/50-Ding. Während einige von ihnen wirklich wunderbar böse und dabei trotzdem interessant rüberkamen (Piedmon, Vamdemon, Pinnochiomon) waren andere entweder einfach nur nervig (Etemon!) oder hatten nur einen kriminell kurzen Auftritt (Apocalymon, Machinedramon). Was aber ein ziemlicher fail war, war die Tatsache, dass sie alle in ihrer Motivation ziemlich plump daherkam und einfach nur böse waren und von bloß einer Eigenschaft zu ihren finsteren Plänen getrieben wurden: Machthunger.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass Digimon Adventure eine alles in allem dennoch runde Angelegenheit, mit einem schönen Szenario, netter Dramatik, interessanten Charakteren und einer konsequenten, wenn auch eher eindimensionalen Story war und als Anime-Einstieg für das Franchise äußerst gelungen ausfiel.
Da ich noch dabei bin Frontier und Savers mir anzukucken, bleibt lediglich noch ein (faules) Ei im Korb übrig:
Platz 3: 02
Das Gute vorweg: Mit Ken wurde in der Tat eines der interessantesten, vielschichtigsten und am durchdachtesten Charaktere im gesamten Digimon-Franchise eingeführt. Das Szenario mit einer internationalen Digimon-Invasion war wirklich interessant. Die Story bot endlich die Stringenz, die noch bei Adventure gefehlt hat und mit Elementen wie Blackwargreymon, dem Demon-Chor und der DNA-Digitation hatte man einige wirklich nette Ideen am Start.
Was mich auch gleich zum negativem führt. Aus keines dieser Ansätze hat man annähernd das Potential geschöpft, welches vorhanden gewesen wäre, hätte man sich mit etwas mehr Elan und kreativer Energie in die Serie gestürzt. Stattdessen blieben nur ein Haufen Versatzstücke, jede Menge unausgearbeiteter Charaktere und Storylines, sowie bergeweise Logikmacken hängen. Mir sage an 02 nur wenig zu. Die Serie war in der Tat wie ein aufgeplustertes Sequel aus Hollywood, welches ausser dem obligatorischem "Höher, Lauter, Größer!" nicht mehr viel zu bieten hatte. 02 war für mich wie Matrix 2 + 3, Transformers 2 und Fluch der Karibik 3 in Personalunion. Hier zählte nicht mehr die Story, die Charaktere, sondern einfach nur der Bombast. Ein mehr an Schauplätzen, ein mehr an Digitationen und ein mehr an Gegnern, egal ob es Sinn ergab oder nicht. Dieser selbst auferlegte Gigantismus war irgendwann einfach nur zum Abwinken.
Selbst die Digiritter und ihre Digimon, das Herzstück des Ganzen, konnten nicht mehr wirklich überzeugen. Zwar mochte ich Daisuke durchaus, auch weil er mir mit seinen Ecken und Katen gerade zu Anfang ziemlich sympathisch war, doch das legte sich ab der 2. Hälfte der Sendung. Daisuke war irgendwann nur noch Mr. Perfect, das Großmaul mit der zweifelsfreien, moralischen Integrität, der Wunderknabe schlechthin. Miyako und Iori mochte ich auch kein Stück. Miyako war eine überdrehte Göre auf Speed und Iori ein moralisch selbstgefälliger kleiner Kotzbrocken mit Dickkopf und ekliger Gutmenschen-Mentalität. Hikari und Takeru konnten als Teil des alten Teams zu wenig eigenständige Akzente setzen. Und dass die alten Digiritter dermaßen kurz kamen, war aus meiner Sicht auch eine Schande. Gut, dass die neuen Digimonpartner da mehr überzeugen konnten, auch wenn ich mir bei ihnen einiges mehr en Persönlichkeit gewünscht hätte. Immerhin wurde mit Veemon eines meiner lieblings-Digimon eingeführt
.
Dazu noch dieses oft penetrante und nervige Herumwedeln mit dem moralischen Zeigefinger (nicht töten! nicht lügen!) und der unsägliche 25-years-later-Epilog und fertig ist die äußerst schwache Fortsetzung einer so verheißungsvoll gestarteten Anime-Franchise.
Tja, was bleibt da großartig zu sagen? Ich habe jetzt ne Menge geschrieben und ich glaube ich bekomme auch schon fast einen Fingerkrampf, deswegen mache ich an der Stelle Schluß und verspreche, meine Meinung zu Frontier und Savers noch nachzureichen, sobald ich beide Staffeln zu Ende geschaut habe.
Bis dahin,
Take Care