Gut, der Release des Podcast ist ja nun schon ein Weilchen her aber naja... Tamers ist zeitlos, da kann man immer drüber reden
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Euer Podcast hat dieses Mal wirklich eine etwas veränderte, ziemlich euphorische Grundstimmung (gerade verglichen mit dem letzten), die ja nicht von ungefähr kommt. Insgeheim hoffe ich (und hiermit ist mein Wunsch dann schon weniger unbekannt..), dass ihr davon im Frontier Podcast irgendwann einen Teil bewahren könnt. Zu 02 schreib ich irgendwann mal was... wenn ich es über mich bringe, The Egad's Auswertungen zu schauen. Konnte mich dazu bis heute nicht durchringen.. nicht, weil ich die "Wahrheit" (was ist das schon mehr, als ne Floskel) nicht vertrüge, sondern weil ich dem irgendwas entgegensetzen möchte, wozu ich mich dann zusätzlich nochmal konkret mit der Staffel beschäftigen müsste. Ich mag 02 nach wie vor.. nicht so wie Tamers aber dennoch. 5 positive Punkte sind in meinen Augen zu wenig
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Aber darum geht es jetzt nicht.
Vielleicht dann gleich zu den Kritikpunkten, die ihr gefunden habt. Ryo als Charakter hat mir auch nicht so unwahrscheinlich gefallen, weil Charakterschwächen nicht wirklich zu erkennen waren (mit der Ausnahme vielleicht, dass er einfach schon zu sorglos oder entspannt war, was seinen Vater missfiel), vielmehr hab ich oft viel Sympathie für überwiegend schwache und orientierungslose Figuren übrig. Ryo diente allerdings bei meinem ersten Schauen gut dazu, das Trotzige, Launische, vielleicht Arrogante an Ruki hervorzuholen und das gegenüber jemandem, der es nicht wirklich verdient hat. Es war ja zu merken, dass Ruki sich speziell über dieses Niceguy-Gehabe aufregt, was sie wohl als künstlich oder oberflächlich ansieht. Die stille Rivalität der beiden eskaliert dann, als Hirokazu (glaub ich) Ruki mit Ryo vergleicht (Digimon Queen usw.) und sie damit ärgern will. Hirokazu wird, mal in Interessenfronten gesprochen, vielleicht zu so etwas, wie der schlechteren Hälfte von Ryo (wie vielschichtig XD), einfach indem er sowas, wie den Fanboy mimt und auf diese Kombination hat Ruki (da kann ich sowas irgendwie nachvollziehen) einfach keine Lust.
Dass Justimon ja eigentlich auch die Kraft der Souveränen gebraucht hätte, ist mir nicht bewusst klar geworden.. man könnte sagen, sie hat halt so zu ihnen gefunden... aber schon komisch.
Jedenfalls denke ich, man brauchte ihn vorrangig, um Ruki noch eine Weile "in Entwicklung" zu halten. Zu Takato und Jenrya war sie mittlerweile recht nett und .. ja Hirokazu und Kenta kann man ohnehin nicht so recht ernst nehmen in vielen Situationen.
Die beiden selbst haben nicht unbedingt viel zur Atmosphäre beigetragen. Wie Kyoko schon sagte waren sie anfangs als Takatos Freunde ziemlich wichtig, weil man an ihnen diese schrittweise Entfernung von dem normalen Jugendlichen hin zum Tamer zeigen konnte. Ihnen wird zwar beizeiten noch Bedeutung zugespielt (mindestens 2x rettet Guardromon mit seinen Raketen den Tag und Marineangemon - obwohl es provisorisch reingeschoben wurde - hat sich nützlich gemacht (vor allem am Ende) und stellt neben Culumon auch nochmal wohltuend dar, dass nicht immer der mit den größten Laserwaffen usw. eine Rolle zu spielen hat. Wenn ich da an Xros Wars denke..)
Ansonsten hatten die beiden bei mir ab der Folge mit Gigimon und Babamon irgendwie verloren.. nicht völlig aber von da an hab ich sie kaum noch wirklich ernst genommen. Und sie bilden doch auch so eine Art plot device dafür, dass Ruki von den anderen getrennt wird, wenn ich mich richtig erinnere. Hirokazu und Kenta rennen doch nur vor diesem Datenstrom weg, statt zur Seite zu treten und beim Versuch sie zu retten erwischt es Ruki und Renamon auch noch.
Alice fand ich als das mysteriöse Mädchen so wie sie war eigentlich ganz ok aber man hätte ruhig noch mehr von ihr zeigen können, das stimmt. Ohne sie wäre Dobermons Aufopferung nicht so dramatisch gewesen also macht ihre Existenz schon irgendwie Sinn. Dass man nicht jeden Charakter aus "Wild Bunch" so sehr ausgeführt hat, hat wohl wirklich an der Zeit gelegen aber wenigstens als Slapstick-Opfer durfte Babels herhalten glaub ich, als Shibumi Freudenausbrüche bekam und ihm einmal eine Kopfnuss dabei verpasst hat, das zweite mal ist er dem Schlag ausgewichen^^. Ich weiß nicht mehr genau aber ich glaube, in der deutschen Version heißt er eher "Bubbels", zumindest hab ich das so verstanden. Wär wieder ein nettes Beispiel für die Vereinfachung und Verkindlichung von Animeumsetzungen, obwohl mir das sonst in Tamers nicht aufgefallen ist. Natürlich ist es manchmal so, dass Deutsche ihre Stimme verstellen müssen, um dem Charakter der originalen Stimme eines Digimon gerecht zu werden. Bei Terriermon zum Beispiel oder am schlimmsten vielleicht Chopper (One Piece). Hier hat es mich aber weniger gestört.
Es stimmt, "My Tomorrow" passt von der Stimmung nicht unbedingt zu den Cliffhangern der Folgen. Allerdings kenne ich keine Serie, die extra für bestimmte Folgen verschiedene Endings einspielt (kann ich mir nicht vorstellen). Gleichzeitig kenne ich sehr viele dem J-Pop entnommene Endings, die so positiv und euphorisch klingen. Aber gut, Normativargument^^'. Ich halte das aber wirklich für keinen Nachteil, weil man so das Ideal der Hoffnung in japanischen Medien auch in der Abfolge der Dramaturgie gut darstellen kann. Egal, wie schlimm eine Situation erscheint oder wie ausweglos ein Problem, irgendwie wird es schon weitergehen.. und das mit einem Lächeln - sinnübertragen. Es hat sicher auch mit der schnellen Identifikation mit den Songs zu tun, dass ich mich an dem Stilbruch nicht störe. So ein Schnitt veranlasst, finde ich, auch gut das Zurückkehren aus der Folge entweder zur nächsten Einheit oder in die Wirklichkeit. Mit so einem Cliffhanger allein ist das vielleicht nicht so leicht (naja deswegen heißt er wohl so..). Das Ending stellt für mich, so weit es sich auch vom Inhalt der Folge entfernt, immer so eine allgemein anwendbare Grundaussage dar, die ich mit der Serie oder dem Franchise verbinde. Vielleicht halte ich es auch deswegen als Nachsatz für niemals unpassend. Was ich beim Reinschauen auch nochmal gesehen hab, und was ich ganz interessant fand, ist dass noch während Ai Maeda die ersten Worte singt, Takato mit ernstem Blick zu sehen ist vor dem Hintergrund eines digitalen Gitternetzes. Würde ich als eine Art Brücke interpretieren, die einem vom dramatischen Inhalt der Serie neutral zum lebensbejahenden Ending führt. Nichtsdestotrotz kann ich verstehen, dass das manche gestört haben kann.
Die letzte Folge: ja im Kern stand nicht wirklich ein epischer Kampf gegen den "letzten Boss", wie in anderen Staffeln. Zumindest die eigentliche Zerstörung D-Reapers wurde wie im Podcast erwähnt eher mit technischen Mitteln erreicht, denn mit einer alles zerschmetternden Attacke. Ist zumindest mal was Neues. Aber zur letzten Folge sag ich lieber am Schluss noch was.
Wie natürlich auch im Podcast angesprochen nimmt man sich merklich viel Zeit, um die Charaktere und ihre Beziehungen langsam einzuführen und auszubauen. So etwas, wie die Erziehung eines Digimon im Falle von Takato und Guilmon gibt es wohl auch nirgends sonst im Franchise und vor allem die Höhen und Tiefen (Euphorie, Angst, Wut, Kampfespartnerschaft) die aus den Charaktertypen der beiden hervorgehen (träumerisch, irgendwie sorglos dann von der Realität eingeholt doch wieder sehr unsicher), sorgen für die nötige Dynamik und das Gefühl, eine sehr starke Bindung vorliegen zu haben. Da erinnere ich mich gern an Folge 2, wo Takato herausfindet, dass Guilmon die Kantine geplündert hat und von Terriermon ins Gewissen geredet weinend davonläuft, untermalt mit dem "Omoi" (Pianoversion von "the biggest dreamer"). Man hat sogar so eine Einstellung gewählt, die den Lauf kurz durch Takatos Augen zeigt, wo die Kamera wie von Tränen überströmt alles zerflossen aufnimmt. Und dann die Emotionsstärke, als er Guilmon auf einem Dach findet, sich erst freut, das Gesicht sich aber langsam zu einer Maske der Trauer verformt. Guilmon reagiert genau gegensätzlich: erst misstrauisch aggressiv aber kurz danach eben erfreut. Stellt vielleicht (aber nur auf symbolischer Ebene) die kommunikativen Schwierigkeiten der beiden zu der Zeit da. Später gleichen sich ihre Züge eben stärker an, was sich in Bildern ausgedrückt vielleicht gut mit der Szene zeigt, wo sie in gleicher Pose auf einem Spielplatz auf einem Gerüst sitzen und reden.
Es stimmt wohl, dass Takato im Vergleich zum durchschnittlichen Shonen-Helden recht schwach ist und eine Menge Tränen vergießt mitunter (aber er kommt trotzdem immer wieder "across the tears"^^). Wie schon erwähnt geht es hier aber mal um eine der Realität stärker angeglichene Welt, noch dazu um Kinder. Die Emotionalität fand ich in Tamers immer durchaus nachvollziehbar (was mir jetzt einfällt) und auch nicht über den Rahmen überzogen. Dass Animation ein wenig übertreibt und zuspitzt, das möchte ich ja auch. Ich hab davon aber schon mal gehört. Jemand hatte in einem recht kurzen Review zu Tamers Yuri als "Little Miss Shinji" bezeichnet. Wenn ich nicht wüsste, dass das abwertend gemeint war, hätte ich es für sich als Kompliment genommen. Wer mit depressiven und zerrütteten Charakteren, die eben eher passiv sind statt laut und extrovertiert, so gar nix anfangen kann, der mag vielleicht in EVA eine Serie sehen, in der es darum geht, dass ein Teenager-Emo innerhalb und außerhalb riesiger Mechs am Schmollen ist. Der wird Yuri's Verzweiflung vielleicht als nervig empfinden, weil er lieber coole Sprüche und aggressive Charaktere hat. Ich bin der Meinung, dass es ohnehin schon viel zu selten vorkommt und man das nicht auch noch aus der Originalität japanischer Anime streichen sollte. Ist wohl Geschmackssache, Takato allerdings finde ich keinesfalls übertrieben, gerade angesichts der Herausforderungen.
Auch Ruki durchläuft viele Stimmungslagen, bis sie wirklich zu Renamon findet.
Tamers wirkt eben auch insofern schon realistischer und nachvollziehbarer, weil sich alles in technischen Strukturen begründet, was in der Form wohl auch in keiner anderen Staffel so war. Dass Konaka als Schreiber eine geniale Wahl war ist mir erst richtig klar geworden, als ich vor ein paar Wochen Serial Experiments Lain gesehen hab. Danach bin ich mir ziemlich sicher, nach dem Kon-Fanboy auch zu einem Konaka-Liebhaber zu mutieren. Der Mann hat einfach in 13 Folgen das gemacht - und zwar fast pausenlos - worauf ich mich in jeder anderen Serie schon immer freue: abstrakte, teils verworren erzählte Szenen, viel Symbolik darin und ne Menge Gedankengut über Existenz und Netphilosophie. Wer eine so faszinierende Vision einer virtuellen Realität schafft, der muss natürlich mal an einem Digimon mitwirken... und am besten mehrmals!
Eine wirklich mutige aber eigentlich logische Entscheidung.
Ich mach das jetzt alles mal etwas fragmentarisch, weil ich mir grad nicht die Zeit nehmen will, das zu ordnen. Tut mir Leid.
Beelzebumon ist ein weiterer sehr bedeutsamer Charakter in Tamers, finde ich, weil er sich über die ganze Staffel hinweg vom rotzigen Störenfried zum machtlüsternen Monster zum gleichwertigen Kameraden entwickelt hat - und das durchaus nachvollziehbar. Der Ausgangspunkt, nämlich die Behandlung von Ai und Mako (Wir-zerreißen-unsern-Teddy-Szene) wurde schon einmal sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Der "Yuugure" (Mundharmonikatrack+Klavier aus Adventure) wird immer lauter und eindringlicher, je weiter die Situation eskaliert, bis sie das arme Impmon symbolisch tatsächlich zerreißen. Neben den ganzen sehr ehrlichen Todesszenen (Meramon, Leomon oder eines dieser "braunen Friggimon") empfand ich das als kaum weniger schlimm, weil dieser Kontrast des kindlichen (Teddy) und gleichzeitig destruktiven unheimlich intensiv bei mir ankam. Kein Wunder, dass Impmon verstört war. Ob ihn das wirklich so weit treiben kann, die Gruppe bereitwillig auszulöschen, ist wohl streitbar, allerdings für mich nachvollziehbar. Im Endeffekt fällt das Digimon aber von großem Hass und Kampfeslust auf ein ebenso verzweifeltes Bedürfnis zurück, seine Fehler wieder gutzumachen. Das Scheitern bei der Befreiung Yuri's und der darauffolgende Nahtod können vielleicht als eine Art Sühne gesehen werden. Auch wenn er seine ganze Kraft einsetzt und sogar Leomon ihm symbolisch zur Seite steht, vielleicht hatte er es nicht verdient, schon jetzt sein Ziel zu erreichen. Ich finde es zwar gut, dass dieses Scheitern im Podcast hervorgehoben wurde, allerdings toppt es aus meiner Sicht um Längen nicht die ganzen letzten Episoden von Frontier, in denen alles, aber wirklich alles so ganz gepflegt den Bach runter geht. Immer und immer wieder.. aber eben nur fast.
2 seiner absolut genialen Momente waren für mich noch, wie er sich von den Schlägen des "Pferde-DEVA" (tut mir Leid) immer wieder hochgeschleppt hat und doch natürlich einen aussichtslosen Kampf ausfocht, was wohl maßgeblich an der Erkenntnis beteiligt war, dass er mit dieser seiner Kraft momentan auf niemanden herabschauen kann. Dass er sich die Macht nehmen muss. Achja und als er sich mit der Spielzeugpistole in den Kampf begibt. Einerseits wieder dieses Motiv der Willensstärke, was eben auch in Digivice, der selbstgemalten blauen Karte und den körperlichen Unterstützungen der Tamer (Brüllen, mit dem Partner der Luft schlagen) gezeigt wird, dass übermittelt und erklärt durch die Digignome starke Bedeutung in der Staffel hat. Vor allem aber die Symbolik, die vielleicht in der Inszenierung der Digitation liegt. Er läuft mit der Spielzeugpistole die Straße entlang (so langsam bahnt sich "Evo" an), Aufnahme der Beinbewegung immer mehr in Slow Motion und mit dem Einsetzen der E-Gitarren ersetzt der große Fuß Beelzebumons den von Impmon. Das Laufen als Fortschreiten in seinem Lebensweg betrachtet kommt nun der Punkt, an dem er durch andere und vor allem für andere Macht gewinnt, die er sich immer gewünscht hat. Mit einem Schritt ist das alte, selbstsüchtige Impmon verschwunden und an seine Stelle tritt ein anderes Wesen, durch Flügel und Pistole deutlich gemacht. Irgendwo habe ich mal gelesen, Digimon Tamers könne man als die Geschichte vom Lebens- und Leidensweg Impmons sehen. Ich meine, das könnte man, denn neben Takato war Impmon für mich wohl am eindrucksvollsten.
Warum Impmon verschont wurde, kam schon im Podcast zum Anklang. Ich meine auch, es hätte nicht zum Image des strahlenden Ritters gepasst, einen wehrlosen Gegner niederzustrecken, auch wenn er es wohl ursprünglich vorhatte.
Ansonsten frag ich mich schon wieder, was mit meinem Gedächtnis eigentlich nicht stimmt. Was ihr alles noch wisst.. habt ihr vielleicht doch Notizen? Vor allem bei der Abfolge der Deva kann ich mir das kaum anders vorstellen. Ich meine, mir wurde ja nun die komplette Staffel nochmal vorgekaut, ich hab sie erst im Sommer gesehen und außerdem heute einige Folgen nochmal kurz angemacht.
Naja.. unbestreitbar ist natürlich die Ernsthaftigkeit der Atmosphäre, die selten über längere Zeit gebrochen wird. Dass Raketen bei Digimon nicht viel ausrichten halte ich eigentlich noch für nachvollziehbar. Ich meine, die Attacken der Digimon sind einfach ohnehin schon durchschlagskräftiger. Und eine Bombe mit richtig Wumms kann man mitten im (ohnehin zerstörtenXD) Shinjuku auch nicht bringen. Wenn das Militär wirklich Erfolg gehabt hätte, hätte das auch irgendwo die Aussage der Staffel geschmälert, finde ich. Es geht ja eben darum, dass nur die Partnerschaft zwischen Mensch und Digimon Gefahren aus der Digiwelt abwehren kann. Die Machtlosigkeit der Erwachsenen unterstreicht die Bedeutung der Tamer. Gut, natürlich leisten auch sie entscheidenden Beitrag, Yamaki schafft es im Alleingang aber eben doch nicht und "Dudelback" funktionierte auch nicht nur durch Menschenhand. Ich denke also, das mit den Raketen ist ok.
Tja, apokalyptische Zustände in der realen Welt und lebensfeindliche, harte Umgebung in der Digiwelt sprechen natürlich für Glaubwürdigkeit, dennoch gefiel mir die Digiwelt von Tamers gerade wegen der wenig einladenden Atmosphäre nicht so sehr. Die Umgebungen sind schön phantasievoll aber ich hatte das Gefühl, dass man mal irgendwas weniger "Deprimierendes" hätte zeigen können..weiß nicht recht. Ein wenig da vom Frontier-Flair hätte ich vielleicht ganz gut gefunden. Vielleicht vermisse ich einfach den Garten des ewigen Anfangs, was Tamers ja eigentlich gerade so besonders macht, dass es ihn eben nicht gibt.
Worüber ich mich schon gewundert habe, ist dass Takato tatsächlich noch relativ früh in der Staffel mit Guilmon durch die Straßen laufen kann, ohne dabei großes Aufsehen zu erregen. Sie sollten wohl alle denken, es sei eben nur ne realistische Puppe oder so... ganz nüchtern betrachtet würde ich trotzdem sagen, dass das für den durchschnittlichen Japaner zu viel und zu verdächtig wäre.Bei der Campingfahrt versteckt er es ja doch wieder vor der Lehrerin (ich glaube zumindest, dass die danach war).
Die Card Slashs fand ich super stylisch in Szene gesetzt und auch taktisch genutzt. Das könnte man ruhig mal wieder machen, weil die Beteiligung der Menschen rapide anwächst. Auf der Bedeutungsebene ist natürlich schon die Verschmelzung von Digimon und Tamer das wirkliche "zusammen kämpfen". Als Einheit. Unter Unterstützung würde ich aber schon eher das taktische Ausstatten verstehen. Unterbewusst herrscht bei der Tamer-Matrix-Digitation denke ich dennoch das Gefühl eines kämpfenden Digimon vor, weil auch die vorige Rolle des "Slashers" einfach entfällt. Und immerhin haben die Karten Kämpfe nicht schlagartig gedreht, wenn man das mal mit den Digimemory vergleicht.
Ich persönlich hätte mich erst einmal mit dem Kartenspiel intensiv auseinander gesetzt, bevor ich so wahllos Karten durchziehe, wie das Takato erst gemacht hat. Spiegelt aber auch gut seinen Charakter wieder, beflügelt durch den Sieg über Icedevimon da mit großer Zuversicht ranzugehen.
D-Reaper als Gegner steht natürlich im starken Kontrast zu all den Bösewichten ohne nachvollziehbare Beweggründe. Doch bei aller Kreativität, die hinter der Idee steckt kann ich auch Leute verstehen, die sich so eine Prise stereotypen Heroismus zurückwünschen. Vielleicht liegt es daran, dass der finale Kampf eben nicht ganz so spektakulär ablief oder am Design, aber D-Reaper reißt mich eher wegen der Idee mit, ansonsten hab ich vermutlich auch ein Faible für diabolische Gegenspieler, die natürlich gerne nachvollziehbar sein sollen.
Das mit der Lautmalerei von Culumon fand ich auch nicht so angenehm aber dem Charakter entsprechend. Im japanischen Original ist das auch weit subtiler, als das deutsche "Calu". "Moumantai" fand ich aber super^^. Ich muss zugeben, dass ich schon irgendwo Terriermonfan bin, nicht nur wegen des Designs. Es hat sowas Gutmütiges, vollkommen Entspanntes, kann aber auch recht animalisch, kämpferisch sein. Jen braucht lange, um ihm klar zu machen, dass es nicht kämpfen soll. Auch hab ich zwischen den beiden ein paar echt schöne Szenen in Erinnerung.. als es trotz Verletzung zwecklos gegen den Souveränen kämpft (oder eher, als es wieder zurückdigitiert ist), als Terriermon ihn am Anfang vor die Wahl stellt, ihn zu verlassen und Jen es als Verneinung symbolisch festhält und vor allem der Flashback, wie Terriermon zu ihm gekommen ist, wieder mit dem Omoi begleitet.
Auch wenn mir der Tamers Soundtrack von den 4 BGM's zu den Staffeln "am wenigsten" gefällt, weil viele Themen Spannung erzeugen ohne dabei viel Melodie zu haben oder hervorzustechen, ist der OST natürlich auf gewohnt hohem Niveau. Die Serie hat sogar die meisten Songs aller Staffeln, möchte ich sagen, und vor dem Eintritt in die Digiwelt wenn ich mich nicht irre ganze 3 Insert Songs verbraten: Kaze, Himawari und Across the Tears. Viele der musikalischen Themen wurden aber von früheren Staffeln übernommen, was ich nicht als negativ ansehe. Der Stil ist ohnehin ähnlich und es passt halt immer trotzdem wunderbar. Mindestens 4x war es wirklich der "Yuugure". Und ich bin immer wieder erstaunt, was für eine unheimliche Kraft dieser simple Song "The Biggest Dreamer" hat. In der Sax. Version auch aber mir gefällt die Pianofassung am besten. Um die weite Felsenlandschaft der Digiwelt zu beschreiben kommt auch mehrmals so ein subtiler Mundharmonikatrack, der ne großartige Atmosphäre der Freiheit und räumlichen Leere schafft, fast wie in Frontier.
Die Szene, in der Yuri von ihrem Vater abgeholt wird, die vollkommen lieb- und emotionslos abläuft, wurde von dem Track "Kazuato" (auf der Disk zum 1. Film) untermalt. Das ist das Zusammenspiel von Streichern und Klavier, was einen Sound wie der Aban adventure und der Aban Frontier hat (immer bei Zusammenfassungen der letzten Folgen vor der eigentlichen Episode eingespielt). Die 3 Stücke sind soweit ich weiß die einzigen dieser Art und für mich mit das schönste, was Arisawa komponiert hat. Es erzeugt so eine... sterile Melancholie in der Szene, es ist kaum zu beschreiben.
Was Konaka später noch alles mit Yuri anstellt, möchte ich noch kurz erwähnen: sie wird also zu diesem gefühlslosen, schaurigen Abziehbild (heißt, es ist ja nicht wirklich sie aber zu der Zeit kommt es dem Zuschauer wohl noch so vor). Als Takato über seine Gefühle reden möchte, liest sie die die Stoffanteile auf Lebensmittelpackungen vor oder imitiert gerade gesehenes Verhalten, indem sie den kleinen Jungen der Katous auf den Boden drückt und "Es tut nicht weh flüstert." und dabei die ganze Zeit echt unheimlich guckt. Als sie zu der Mutter und dem Kind gestoßen ist, hab ich mich bei ihrem Gesicht erst mal wirklich erschrocken. Kurz darauf wird ja nochmal das Motiv des leeren, schwarzen Ganges aufgegriffen, was auch wieder in einer späteren "Traumsequenz" verwendet wird. Das hebt die Serie endgültig und jeder Erklärung unbedürftig aus dem Status einer reinen Kinderserie heraus. Anhand dieser einen Minute kann mir niemand mehr ernsthaft erzählen, ich wäre unreif, dass ich sowas sehe.
Meint das:
Die kleine Yuri ist in einem dunklen Krankenhaus, auf einem Bett ihre Mutter, den Kopf mit einem weißen Tuch bedeckt. Neben ihr der grimmig dreinblickende Vater, der einfach nur "Das ist Schicksal." sagt, eine Schwester "akzeptiere es". Sie rennt durch ewig lange Gänge verzweifelt und verwirrt davon, immer umgeben von sterilisierten und verzerrten Kittelträgern, die alle etwas von Vorbestimmung und der Unsinnigkeit einer Flucht erzählen. Irgendwann versperrt ihr ihr späteres Selbst den Weg, welches sich umdreht und ein Gesicht ohne Augen und eine mit ihrer Hand verwachsene Handpuppe, mit der sie manchmal spielt, offenbart. Auch sie bestätigt: "Alles ist Schicksal."
Und das war so hart, so absolut.. aber von Konaka nicht unbedingt anders zu erwarten. Hat mich tief beeindruckt, einfach, dass man die Eier hatte, sowas zu bringen.
Die Verwandlung vor Takato in eine "D-Reaper-Form" hatte es auch in sich, fand ich.
Eine sehr schöne Szene war für mich noch die Selbstreflexion kurz vor Ende der Staffel, wo Takato, Ruki und Jen sich in so einem virtuellen Raum befinden und ein wenig über ihre Entwicklung resümieren. Diese Entwicklung wird plakativ als real bestätigt durch eine wirkliche Digitation mit dem Digimonpartner. Auch die Menschen wollen digitieren.
Vielleicht hab ich nicht genau zugehört: wenn nicht Toei Tamers gezeichnet hat, wer dann? Zumindest auf wiki steht Toei aber vielleicht meintet ihr auch ein spezielles Team innerhalb des Studios, die Besten...
Die Animationen waren natürlich super, auch wenn manche Kämpfe vielleicht hätten noch etwas dynamischer sein können (aber ihr wisst vielleicht mittlerweile, dass ich darauf nicht so den Wert lege). Hier nochmal kurze Verteidigung des Aquarell-Punktestils von adventure und 02: ich fand es super auch wenn weniger Details drin waren. Von mir aus dürfte Animation gern öfter mit solchen Mitteln spielen. Aber das hab ich ja schon mal erwähnt.
Zum Schluss das Ende und ohne viele Worte:
Es hat das Maximale an Emotionalität, ohne dabei auch nur ein bisschen schnulzig oder schmalzig zu wirken. Ich habe noch nie etwas so Trauriges und gleichzeitig so Schönes gesehen, wie das. Das hat System, denn das "Härteste" an dieser Trennung ist, wie ich es sehe, nicht das Verlassen selbst, sondern wie es die Beteiligten aufnehmen. Zuversichtlich. Mit nem verdammten Lächeln im Gesicht. Wie kann man da denn lächeln?XD Aber ich glaub, das steckt auch im Volkscharakter. Ich jedenfalls hab für mich entschieden, dass sie sich wiedertreffen, einmal weil manche meinen, der 2. Tamersfilm spielt eben danach (obwohl er glaube ich ohnehin nicht ganz logisch war) und in "message in the packet" kam doch glaub ich auch noch so ein Hoffnungsschimmer auf. Und außerdem: könnte dieses geniale Lächeln lügen? (siehe Signatur unten links) Außerdem erfüllen Digignome normalerweise Wünsche und wenn der am Ende nicht Takatos Traum von Yuri's Aufmerksamkeit hat wahr werden lassen, tipp ich auf das nächst Naheliegende (ne PS3 XD).
Die letzten Worte Takatos in der Serie waren im Deutschen "Aber Guilmon hat mein Leben verändert.", die japanische Übersetzung meint "Like before I met Guilmon...". Gerade die zweite Version in Verbindung mit dem entdeckten Tor und dem Lächeln lässt bei mir so ein Bild der Momentaufnahme entstehen. Alles war wie vorher. Die Hoffnung geht von der reinen Erwähnung von Guilmon und dem warmen Gefühl, was dabei entsteht aus, durch das Nennen entsteht ein Bild und eine klare Vorstellung des Digimon. Und das meine ich kombiniert mit der Verstärkung durch den Gesichtsausdruck und dem Tor als Realisierungsgrundlage lässt mich zu Recht hoffen. Ich meine, das ist bewusst irreführend und am Ende bestimmt die eigene Subjektivität, nein besser der reine Wille des Zuschauers, was "Realität" wird.
Kaén hat gefragt, welche Serie mit einem Cliffhanger enden würde? Also... ich bin mir ziemlich sicher, dass das in Eureka Seven recht ähnlich war. Die Welt war gerettet nur wurden die wichtigen Figuren voneinander getrennt. Am Ende beider Formate ein Hoffnungsschimmer, ein Lebenszeichen. Vielleicht irre ich mich.
Bisher haben mich nur Anime zum Weinen gebracht und auch davon wirklich nicht viele. Und Tamers schafft das in der letzten Folge immer wieder.
"Bitte vergiss es nicht Guilmon. Es ist nämlich.. ein Versprechen."
Unheimlich atmosphärisch war dabei natürlich noch der Song "3 primary Colors" oder zu deutsch "Regenbogen".
Die hiesige Fassung ist auch schön, im Japanischen aber offenbart sich was Einzigartiges. Hier führen die 3 Hauptcharaktere sowas, wie ein Gespräch in Liedform, zeigen charakterliche Besonderheiten und reflektieren ihre Beziehungen. Und es sind eben auch wirklich die originalen Stimmen, die da singen. Für einen Eindruck vom Text könnt ihr ja
hier nachschauen, ansonsten würd ich gern noch auf eine echt schöne Fanversion verlinken wollen:
Link.
(dann mach ichs mal wie zuletzt)
Primary colors
We're still primary colors
Afraid of mixing with each other
Primary colors
Everything is up to our future selves
When we join hands
We'll be infinitely expanding colors
Achja, ich danke euch für den schönen Podcast, dem meisten konnte ich natürlich zustimmen.
Ein feuriges Hoch auf eine der unrechtmäßig unverstandensten Serien, die die Animationskultur zustande gebracht hat: Digimon Tamers. Und hört nie zu hoffen auf!